Liebe Leser!
In unserem Gesprächs-Video zum Thema „Gerechtigkeit – zwei ethische Entwürfe“ ging es um das Thema Gerechtigkeit aus gnostischer Sicht. Während des Gespräches ging es auch um das Thema Eigentum. Gibt es überhaupt Eigentum? Wenn nicht, was ist dann mit dem Apfelbaum, den ich in meinen Garten setzte und liebevoll pflegte. Gehört der nun mir, oder kann sich da jeder einfach bedienen?
Anastasia beschreibt, dass Äpfel aus einem Garten, den ein anderer Mensch pflegt, wo dieser sät und die Erde mit Liebe berührt, für jenen, der sich nun dort an den Äpfeln ungefragt bedient, nicht wirklich bekömmlich sind. Demnach gibt es doch Eigentum, denn die Natur hat auf den Menschen reagiert, der den Garten hegt und pflegt.
Für mich war das ein Grund, mich damit mal näher zu befassen.
Wir kennen verschiedene Worte, die aussagen, dass etwas uns gehört.
Eigentum – gibt es das wirklich?
Wir haben unterschiedliche Bezeichnungen für etwas, von dem wir ausgehen, dass es uns gehört und das hat sicher seinen Grund – sonst gäbe es nur eine Bezeichnung dafür.
Ich beginne mal mit dem Besitz.
Besitz sagt, ich setze mich auf ein Stück Land, stecke rundum die Grenzen ab und es ist meins. So lief das in Amerika ab, als europäische Siedler kamen, um sich dort niederzulassen. So war es aber auch in Europa, als Fürsten sich riesige Landstriche auf diese Weise nahmen – meist mit Unterstützung eines kleinen Heeres.
Besitz wurde also einfach eingenommen, der Besitzer ist da der Herr.
Er wird in der Regel das Land nicht selber bebauen. Was er nicht selber nutzt, verpachtet er gegen Bezahlung.
Gehört dieses Land ihm dann wirklich? Hat er auch nur einmal die Erde liebevoll berührt, mit einem Baum gesprochen? Etwas gepflanzt?
Schauen wir weiter.
Eigentum kommt von eigen – althochdeutsch eigan.
Hier geht es um etwas Eigenes – etwas, das von meiner Eigenart geschaffen wurde. Es geht also um Dinge, die unserer Eigenart entsprechen. In der Regel habe ich mir also etwas Eigenes geschaffen – es hat meine Energie! Oder jemand anderes hat mir etwas seines Eigenen geschenkt. Es ist auf jeden Fall die Eigenart (Energie) eines Menschen in dem Teil enthalten, welches ich mein Eigen nennen kann. Heute kann ich natürlich für so ein Teil, das ein anderer Mensch mit seiner Eigenart geschaffen hat, durch Tausch (auch Geld ist Tausch) erwerben – es wird dann mein eigen.
Was für ein Eigen allerdings ein von Maschinen geschaffenes Produkt hat, lässt sich sicher nur schwer sagen – es steckt eben fast ausschließlich maschinelle Energie darin. In Wirklichkeit ist es also kein Eigen.
Eigentum ist vom Ursprung her also etwas, das ich mir selber erschaffen habe, oder ein Anderer, der es mir schenkte oder mit mir tauschte. Insofern ist Eigentum in Ordnung. Wenn ich mir einen Pullover stricke, ist meine Energie drin, und er ist natürlich meiner. Und wenn ich einen Pullover für meinen Enkel stricke, dann ist das seiner, denn ich habe ihn in Gedanken an diesen Enkel geschaffen.
Kommen wir nun zu dem Wort Gehören.
Gehören kommt von hören.
Nun wird es interessanter. Wenn gehören von hören kommt, dann hat es mit Schwingung zu tun, die man von etwas anderem oder einem anderen aufnimmt. Wenn ich also einen Baum pflanze und ihn liebevoll pflege, dann habe der Baum ganz viel von mir „gehört“. Er kennt mich und meine Eigenart. Das gilt auch für ein Stück Land. Sobald ich beginne, einem Stück Land meine Liebe zu schenken, das Land liebevoll bebaue oder gestalte, dann hört oder erhört es mich. Es folgt meiner Energie. Also gehört es nun mir.
Es ist also umgekehrt. Nicht ich habe mir einfach ein Stück Land oder einen Baum genommen, sondern ich ging in einen Austausch mit ihm und die Natur hat mich erhört. Zumindest spricht das Wort gehören ziemlich eindeutig dafür, denn man kann nur hören, wenn vorher von einer Wesenheit eine Schwingung abgegeben und von einer anderen Wesenheit aufgenommen wurde. Und wenn die für passend befunden wird, dann wird alles wachsen und gedeihen. Ansonsten wird alles vor sich hin kümmern.
Spannend – oder? Unsere deutsche Sprache ist auch hier wieder ganz klar – deutend.
Christa Jasinski