KÖNNTEN BLUTDRUCKSENKER MEHR SCHADEN ALS NUTZEN ANRICHTEN?
Artikel von David Amrein, Dr. Clark Zentrum
In den Vereinigten Staaten wurde kürzlich die Empfehlung für Bluthochdruck geändert: Patienten mit Blutdruck über 130/80 werden jetzt auf Blutdrucksenker gesetzt. Durch diese Änderungen sind jetzt 20 Millionen zusätzliche Amerikaner per Definition „krank“. In Europa wird die Empfehlung vorderhand bei 140/90 belassen.
Der Prozentsatz der Bevölkerung, die Blutdrucksenker einnehmen, ist bemerkenswert hoch. In Deutschland werden 15 Milliarden Tagesdosen pro Jahr verschrieben, d.h. 40 Millionen Personen (von 82 Millionen) nehmen diese Medikamente ein. In den Vereinigten Staaten „leidet“ auch fast die Hälfte der Bevölkerung an Bluthochdruck. Bei den über 70-Jährigen sind es 90 %.
Das Erste, was man über Bluthochdruck wissen muss, ist, dass er vor allem eine Auswirkung von körperlicher Inaktivität ist. Selbst sehr moderate Bewegung (3 Mal wöchentlich 30 Minuten) kann schon viel zu einem normalen Blutdruck beitragen. Eine ausgewogene Ernährung hilft auch. Bluthochdruck ist also meist nicht eine Erkrankung, sondern Symptom einer bestimmten Lebensweise. Das „Heilmittel“ ist Bewegung und gesunde Ernährung. Sogar winzigste Mengen an Sport sind totaler Inaktivität weit vorzuziehen! Gemäß einer neuen Studie weisen Personen, die nur einmal wöchentlich Sport machen, einen erheblichen Überlebensvorteil auf gegenüber den Inaktiven — und profitieren fast so viel wie diejenigen, welche oft und viel Sport machen. Vgl. z.B. hier:
https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2596007
Oft wird aber die Frage nach Ursache und Wirkung vergessen. Wenn hoher Blutdruck korreliert mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kann man dann das Problem einfach lösen mit einer Regulation des Blutdrucks? Oder ist der Blutdruck vielleicht auch nur Auswirkung eines anderen Faktors?
Warum erhöht sich z.B. der Blutdruck vorhersagbar mit dem Alter? Die Blutgefäße werden weniger elastisch, und der Körper erhöht den Druck, damit die Organe nach wie vor gut durchblutet werden. Ist es unter diesen Umständen sinnvoll, den Blutdruck nach unten zu regulieren, und damit den Blutfluss zu den Organen zu behindern?
Zumindest eine neue Studie legt nahe, dass die nicht der Fall ist: Patienten auf Blutdrucksenkern leiden erheblich öfter an Nierenerkrankungen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29685860). Da es (noch) keine Studien zur Lebenserwartung gibt, kann man nur Rätsel raten, ob die Einnahme von Blutdrucksenkern bei Patienten mit moderat erhöhtem Blutdruck überhaupt irgendeinen Nutzen hat oder sogar kontraproduktiv ist.
Mit freundlichen Grüßen
David P. Amrein
Gründer, Dr. Clark Zentrum