SUPER-VOLLMOND AM 19.3.2011
So groß ist der Mond nur selten
Diesen Samstag wird der Mond besonders groß und hell am Himmel erscheinen, denn seine größte Erdnähe trifft zeitlich mit der Vollmondphase zusammen. So exakt wie am 19. März ist dies nur selten der Fall. Zuletzt gab es einen so perfekten »Perigäums-Vollmond« im Jahr 1983. Wird diese Situation Auswirkungen auf uns haben – oder gab es sie vielleicht sogar bereits?
Dieses Wochenende werden sicherlich besonders viele Menschen zum Mond hinaufschauen, klarer Himmel vorausgesetzt. Denn so nah wie am Samstag kommt uns der Vollmond nur selten. Er rückt auf 356.574 Kilometer an die Erde heran – sicher, das ist auch noch ein gutes Stück. Aber doch so viel näher, dass ein sehr merklicher Helligkeits- und Größenunterschied auftritt.
In der Tagespresse wird hier vieles allerdings nicht korrekt dargestellt. Wie sich immer wieder zeigt, gibt der Mainstream, der an sich doch sehr viel auf sich hält, viele wissenschaftliche Zusammenhänge ebenfalls nicht korrekt wieder. So hieß es unlängst in verschiedenen Massenblättern, unser Erdbegleiter habe sich zuletzt 1992 im Perigäum befunden, also im erdnächsten Bahnpunkt. Das stimmt so keineswegs. Denn er kommt der Erde alle 27,5 Tage besonders nahe. Das ist der gerundete zeitliche Abstand zwischen zwei Perigäums-Positionen. Also ganz und gar nichts Seltenes. Allerdings fallen Vollmond und größte Erdannäherung recht selten auf exakt den gleichen Zeitpunkt. In derartiger Perfektion war das vor 28 Jahren der Fall, im März 1983.
Jetzt wird der Mond wieder deutlich heller und größer zu sehen sein als bei anderen, gewöhnlichen Vollmond-Situationen. Vor allem der Helligkeitsunterschied macht sich deutlich bemerkbar. Unser Mond leuchtet am Samstag so blendend grell, dass auch das typische »Mondgesicht« überstrahlt wird und daher schwerer erkennbar ist. Die dunklen Mare-Gebiete fallen kaum mehr auf. Der bemerkenswerte Größenunterschied zeigt sich wiederum vor allem auf Vergleichsaufnahmen mit Bildern zum Zeitpunkt der Erdferne.
Am morgigen Samstag wird der Mond wie bereits erwähnt »nur« 356.574 Kilometer von der Erde entfernt sein. In maximaler Erddistanz sind es mehr als 406.000 Kilometer. Eine entsprechende Vollmondposition tritt jeweils einige Zyklen später ein, diesmal am 12. Oktober 2011 – dann erleben wir also den umgekehrten Fall, einen Apogäums-Vollmond, klein und entsprechend weniger hell.
Unser Mond wird bekanntlich mit zahlreichen Einflüssen in Verbindung gebracht. Viele Menschen schwören Stein und Bein, dass sie beispielsweise bei Vollmond nicht schlafen können, selbst wenn er sich hinter dichten Wolken versteckt. Menschen, die freiwillig an Schlafexperimenten teilgenommen haben, werden verschiedenen Untersuchungen zufolge auch noch in völlig abgedunkelten Räumen vom Mondrhythmus beeinflusst. Vieles deutet darauf hin, dass der Mond gewisse Einflüsse auf den menschlichen Organismus ausübt, unter anderem auch auf den Blutzuckerspiegel oder die Konzentration von Hormonen. Im Verlauf der Jahrmillionen musste es zwangsläufig eine ganze Reihe an Anpassungen und Wechselbeziehungen zwischen astronomischen Zyklen und biologischen Abläufen geben, sei es die Steuerung des »banalen« Tag-Nacht-Rhythmus, also der zirkadianen Periode über die Epiphyse in unserem Gehirn, oder sei es offenbar die Menstruationsperiode im Einklang mit dem Mondumlauf, um nur zwei exponierte Beispiele zu nennen. Auch die Lichtempfindlichkeit des menschlichen Auges scheint vom Mond abhängig zu sein. Im Tierreich gibt es zahlreiche Belege für sehr klare Kopplungen biologischer Rhythmen an den Mondlauf. Nun könnte dies mit der Mondanziehung, mit dem Mondlicht oder aber auch mit Schwankungen im geomagnetischen Feld zusammenhängen, die vom Mond ausgelöst wurden. Letzteres dürfte am wahrscheinlichsten oder effektivsten sein. Doch über viele Aspekte streiten sich die Gelehrten bis zum heutigen Tage.
Hinsichtlich der astronomisch besonderen Situation am Samstag nimmt der Mond allerdings kaum anderen Einfluss auf uns als sonst auch. Natürlich werden auch die Gezeiten bei diesem jetzt so extremen »Perigäums-Vollmond« geringfügig intensiver ausfallen. Aber das macht letztlich nur einen zusätzlichen Hub von ein paar Zentimetern im Wasser aus. Also wirklich nichts Dramatisches. Und auf den menschlichen Körper wirken Gezeiten ohnehin so gut wie überhaupt nicht, denn dazu ist er einfach zu klein.
Vor allem Sonne und Mond lösen Gezeitenwirkungen auf der Erde aus. Der gravitative Zug der Sonne ist deutlich stärker als der unseres Mondes, genauer gesagt 178 Mal stärker. Eigentlich klar. Wäre es umgekehrt, würde die Erde »um den Mond herum fallen«, nicht um die Sonne. Bei den Gezeiten sieht die Geschichte etwas anders aus. Da die Gezeitenbeschleunigung gegenüber der Gravitationsbeschleunigung mit zunehmender Distanz der wirkenden Massen wesentlich stärker absinkt – nämlich nicht quadratisch, sondern mit der dritten Potenz – und die Sonne rund 400 Mal weiter entfernt ist als der Mond, wirkt letzterer trotz seiner vergleichsweise winzigen Masse mehr als doppelt so stark auf die Gezeiten. Einmal den Blick auf das Erde-Mond-System gerichtet und als ruhend betrachtet, um die Drehung um den gemeinsamen Schwerpunkt sowie die »Fliehkraft« auszuklammern: An jenem Punkt der Erdoberfläche, über dem der Mond direkt im Zenit steht, ist seine Anziehungskraft am größten. Hier fällt ja die Distanz von der Erdoberfläche zum Mond am niedrigsten aus. Im Erdmittelpunkt ist der Einfluss deutlich geringer. Und dann, am gegenüberliegenden Punkt der Erdoberfläche, wird die Mondanziehung nochmals um denselben Wert schwächer.
Das ist dann kurz gesagt zumindest das Wesentliche: Genau dieses gravitative Gefälle führt dazu, dass die Erde entlang der Verbindungslinie beider Oberflächenpunkte gleichsam etwas »gestreckt« wird. Daraus resultiert auch der beiderseits auftretende Gezeitenwulst. Der Gezeiteneffekt auf einen Himmelskörper hängt natürlich von dessen Durchmesser ab. Je kleiner der Objektdurchmesser und damit auch der Abstand jener »Kontrapunkte«, desto geringer fällt allerdings die Gezeitenwirkung aus. Bei der Größe des menschlichen Körpers wird sie verschwindend klein.
Derzeit wird immer wieder vor allem auch im Internet diskutiert, ob das apokalyptische Erdbeben von Japan im Vorfeld des »Super-Vollmonds« ausgelöst worden sein kann, doch müssen wir die Ursachen hier ganz klar andernorts suchen. Allein schon die Tatsache, dass der Mond sich zur Zeit des Bebens nahe seinem erdfernsten Punkt aufhielt, macht deutlich, dass er nur geringen Einfluss nehmen konnte. Außerdem existieren keinerlei Belege für einen Zusammenhang zwischen schweren Erdbeben und Mondanziehung, auch wenn eine Verbindung auf den ersten Blick gewiss nicht abwegig erscheint und Gezeiten tatsächlich mit bestimmten Typen schwacher Erdbeben einhergehen.
Seismologen wären wohl froh, wenn der Mond allgemein als Auslösefaktor infrage käme, denn ein derart simpler Zusammenhang ließe Vorhersagen ebenfalls weitaus einfacher werden. Doch die Ursachen großer Beben sind leider komplexer. Eine eigene Diskussion hinsichtlich gewisser Anomalien der Katastrophe sowie verschiedener, auch alternativer Thesen zu den Auslösefaktoren des fatalen Bebens soll zur gegebenen Zeit an dieser Stelle außerdem noch folgen. Mit der berühmten »an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit« jedenfalls kann der Mond als Verursacher ausgeschlossen werden. Sollten, was Gott behüte, nicht geschehen möge, am 19. März weitere Nachbeben eintreten, so wäre dies hinsichtlich der natürlichen Gegebenheiten ein rein zufälliges Zusammentreffen von miteinander kausal nicht verbundenen Ereignissen. Die Schuld auf den Mond zu schieben, wäre jedenfalls sehr oberflächlich und nicht zutreffend.
Ungeachtet der tragischen Ereignisse auf der Erde lohnt am Samstag jedoch ein Blick zum Himmel, sofern nicht Wolken die Sicht zum »Super-Vollmond« 2011 verdecken. Wer einen Blick riskiert, darf mit einer blendenden Erscheinung rechnen!
Artikel aus: http://info.kopp-verlag.de/neue-weltbilder/neue-wissenschaften/andreas-von-r-tyi/-super-vollmond-am-samstag-.html von:
Andreas von Rétyi ist Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor.
In seinen erfolgreichen Veröffentlichungen widmet er sich einem breiten Spektrum von Themen, die in den großen Medien kaum oder gar nicht zur Sprache kommen. Neben populärwissenschaftlichen Buch-Publikationen zur Weltraumforschung und jahrelanger Tätigkeit als Chefredakteur eines bekannten Astronomie-Magazins trat v. Rétyi vor allem durch fesselnde Bestseller hervor, darunter sein Report über die Geheimbasis Area 51 oder auch Die Stargate-Verschwörung.
Konsequent verfolgt er seitdem in weiteren Veröffentlichungen militärische Geheimprojekte, verborgene Vorgänge in den Reihen der Macht-Elite unseres Planeten sowie nicht zuletzt rätselhafte Ereignisse der Geschichte. So erschienen von ihm zahlreiche weitere Bücher im Kopp-Verlag, wie unter anderem:
Streng geheim – Area 51 und die» Schwarze Welt« (2001),
Die unsichtbare Macht – Hinter den Kulissen der Geheimgesellschaften (2002), und andere.